Neuer cooperationspartner – Tee Kontor Kiel mit Onlineshop
Für ein ausführliches Interview hat man in einem gedruckten Magazin wie der coUP leider zu wenig Platz. Umso mehr freuen wir uns, Ihnen mit der Digitalausgabe Ihres Mitgliedermagazins eine Möglichkeit zu bieten, noch mehr Inhalte zu erleben. Lesen Sie hier das ausführliche Interview mit unserem neuen cooperationspartner – das wir in der gedruckten coUP verkürzt darstellen mussten.
40 Jahre regionale Tee Tradition
Vor genau 40 Jahren eröffnete Karin Hartleib das Tee Kontor in der Holtenauer Straße 126 in Kiel und steht noch heute, mit 78 Jahren, jede Woche für einige Stunden am selben Tresen wie damals. Dieser Einrichtungsgegenstand (s. Bild aus vergangenen Zeiten) und die Leidenschaft für Tee haben sich nicht verändert. Heute führen ihr Sohn Oliver und seine Frau Angelika das kleine Tee Imperium, mit 800 Sorten Tee, einzigartigem Zubehör und 35 Sorten edlem Röstkaffee sowie hochwertige Premiumschokoladen
Vor 13 Jahren haben sie den Laden um einen modernen Onlineshop erweitert, der mittlerweile 20.000 digitale Stammkunden in ganz Deutschland und auch im Ausland hat. Wir haben Oliver zum Interview getroffen, bei einer Tasse Grüntee, namens Sencha Kirishima Yabukita.
Warum trinken wir jetzt genau diesen Tee?
Ich liebe Grüntee, weil er den Geist belebt, leicht anregend und trotzdem ausgleichend und entspannend wirkt. Und diese spezielle Sorte ist die beliebteste in unserem Grünteesortiment. Ich kann sie besonders auch im Sommer empfehlen, denn was viele nicht wissen, Grüntee kühlt den Körper. Egal ob man ihn warm oder als Kaltaufguss genießt. Matcha ist hier ein aktueller Trend.
War Ihnen von Anfang an klar, wir gründen jetzt ein Teeimperium?
Nein, das ist ganz langsam gewachsen. Als wir den Laden vor 13 Jahren von meiner Mutter übernahmen gab es aber schon eine tolle Kieler Kundschaft. Ist da mal jemand aus Kiel weggezogen, wurde bei meiner Mutter trotzdem noch bestellt - telefonisch. Wir haben die Pakete dann z.B. nach Freiburg geschickt, weil jemand zum Studium dorthin gezogen war.
Diesen Prozess wollten wir vereinfachen. Auch weil wir gerade von einer kleinen Karibik-Insel zurück nach Deutschland gezogen waren, wo wir schon vor Jahren online bestellt hatten. Wir wussten also, wenn man etwas Besonderes haben möchte, ist das Onlinegeschäft der richtige Weg. Und durch unsere Passion für Tee haben wir nach und nach immer mehr auf solche besonderen Tees gesetzt. Die wollten wir natürlich auch unserer Kundschaft außerhalb Kiels bieten. Und das kam gut an.
Bei den neuen Teesorten haben wir auf Klasse statt Masse gesetzt. Daher sind wir gerne in die Ursprungsländer gereist, z.B. nach Japan, China und Taiwan und haben ganz unterschiedliche Sorten eingekauft. Meine Frau hat manchmal versucht mich zu bremsen, nicht zu viel anzubieten. Aber da ich alle diese Teevarianten so gerne trinke, möchte ich, dass andere Menschen diese Sorten kennenlernen. Und ich glaube, genau diese Leidenschaft hat unsere Kundschaft bemerkt und dadurch den eigenen Geschmack verändert.
Sie sagten, Sie hätten in der Karibik gelebt – hatte das was mit Tee zu tun?
Nein, der Grund war unsere zweite Passion: das Tauchen. Eigentlich konnten wir uns das Tauchen gar nicht in dem Umfang leisten, in dem wir es machen wollten. Also haben wir einfach in der Karibik als Tauchlehrer gearbeitet. Das ist wie mit dem Tee, als Teehändler kann ich so viel guten Tee trinken wie ich will. Und als Tauchlehrer konnten wir so viel tauchen wie wir wollten. Wir hatten aber auch ein Gästehaus und haben unseren Besucherinnen und Besuchern damals schon ganz außergewöhnliche Teesorten angeboten.
Japanischen Sencha oder chinesischen Weißtee. Die Gäste waren immer wieder erstaunt und fragten was das für Tees seien.
Eines Tages besuchte uns dann meine Mutter und sagte, sie wolle den Teeladen in Kiel nicht mehr lange alleine weiterführen und verkaufen. Da war uns klar: wir gehen zurück nach Deutschland und machen das. Nach fast 13 Jahren Karibik waren wir bereit für das nächste Abenteuer!
Die Leidenschaft für Tee war also schon immer da – kam das durch Ihre Mutter?
Ja, tatsächlich. Sie hat damals schon so viele tolle Teesorten in ihrem Laden aufgenommen. Am Anfang vor allem Darjeeling und indische Tees. Dann fing sie an in die Ursprungsländer zu reisen und seit ich denken kann gab es bei uns zuhause immer eine zwei Kilo Dose Darjeeling neben dem Wasserkocher. Außerdem fanden viele Teeproben bei uns zuhause statt. Wir saßen oft am Küchentisch und haben Teesorten durchprobiert. Das fand ich schon damals faszinierend. Daraus hat sich eine kleine, gesunde Sucht zum Tee entwickelt.
Was muss man Ihrer Meinung nach über Tee unbedingt wissen?
Dass es bei Tee riesige Unterschiede gibt, in Qualität und in der Art der Zubereitung. Der Geschmack ist anders, wenn ich denselben Tee in einen kleinen Teebeutel zwänge oder ihn frei schwimmen lasse, in einer kleinen Teekanne.
Und bei den Teesorten gibt es ein enorm großes Angebot, das macht es nicht ganz leicht. Es ist quasi unsere Mission Aufklärungsarbeit im Bereich Tee zu leisten. Beispielsweise versuchen wir mit Beschreibungen und Erklärungen zu den Qualitäten und somit den Preisunterschieden zu helfen.
Das Schöne ist, der Wissensdurst bei einigen, die die ersten „Teewege“ gehen, ist groß. Natürlich können wir nur einen kleinen Teil beitragen, dass die Leute vom Supermarktregal ins Fachgeschäft kommen. Aber für die, die schon einen Fuß bei uns in der Tür haben, gibt es extra „Tee-Einsteiger“ Sorten. Wir finden es besonders wichtig eine Art „Leiter“ im Teesortiment zu haben. So können sich die Leute entwickeln, wenn man nicht nur „High-End“ Tee anbietet.
Was ist ein „High-End“ Tee?
Zum Beispiel, wenn Tee nur in sehr kleinen Mengen produziert wird oder die Produktion sehr aufwendig ist. Auch die Art des Anbaus und die Verarbeitung sind entscheidend für spezielle Qualitäten, wie zum Beispiel in Japan. Dort wird der Tee während der Erntezeit drei Wochen im Schatten gehalten. Das ist ein enormer Aufwand, denn es müssen große Netze über die Teebüsche gespannt werden. So wachsen die Pflanzen langsamer, die Ernte fällt geringer aus, aber die Qualität ist dadurch ganz besonders.
Ein anderes Merkmal für einen „High-End“ Tee kann die Herkunft sein. Beispielsweise wird in China in speziellen Regionen der Tee von wilden Teebäumen gepflückt. Um diese Bäume zu erreichen, muss man tief in den Wald gehen.
Ein weiteres Kriterium sind unterschiedliche Ernteperioden. Wenn man Darjeeling in den ersten ein bis zwei Wochen erntet, wenn die Frühlingsknospen austreiben, dann hat der Tee auch eine ganz besondere Qualität. Man bekommt allerdings nur kleine Mengen, somit ist es ein teurerer Premiumtee.
Was ist für Sie der „krasseste“ Tee überhaupt?
Was für mich immer noch eine sehr krasse Erfahrung ist, sind gereifte, ältere Pu-Erh Tees. Es ist faszinieren, dass es überhaupt möglich ist, einen Tee so lange zu lagern. Aber wenn man es in der Verarbeitung und Lagerung gut macht, dann ist durch das Reifen sehr viel im Geschmack möglich.
Aber das ist schon ein sehr spezielles Feld. Das ist für die „Tee-Nerds“.
Welcher Tee ist denn der Beliebteste bei der Kundschaft?
Da sind zwei genau gleichauf. Der Sencha Kirishima Yabukita, der Grüntee, den wir gerade trinken, aber genauso gut verkauft sich bei uns eine naturbelassene Kräuterteemischung. Das mag auch an dem Namen liegen, sie heißt ‚Quelle des Glücks‘. Dadurch, dass dieser Tee naturbelassen ist, schmeckt er fast allen und ist somit ein ideales Geschenk.
Ihr habt eine enorm große Auswahl an Tees, kennt ihr da jedes Teeblatt persönlich?
Zumindest die Produzenten oder Lieferketten, ja. Das war schon meiner Mutter vor 40 Jahren wichtig, die Menschen hinter dem Tee, direkt vor Ort zu besuchen. Auch wir reisen immer wieder zu den Familienbetrieben, mit denen wir seit Jahrzehnten zusammenarbeiten und zeigen das auch online im Blog und auf YouTube. Manchmal bekommen wir auch Besuch hier in Kiel. Z.B. halten die Bauern selbst Vorträge über ihre Betriebe und die Teeproduktion oder zeigen ihre Matchaschalen, wie ein Keramiker aus Japan. Denn unsere Einzelstücke an Teekeramik beziehen wir von mittlerweile zwanzig Keramiker aus der ganzen Welt.
Was ich nie vergessen werde, das ist der Hochland Tee aus Taiwan. Wo ich auf einer Plantage auf zweieinhalbtausend Metern war, die höchsten Teegärten der Welt, mit einem unglaublichen Ausblick und einer glasklaren Bergluft. Dass in solchen Höhen überhaupt Tee wachsen kann, ist ein Wunder.
Diese Nähe und das Vertrauensverhältnis stärken unsere Kompetenz und schaffen Transparenz für unsere Kunden.
Nachhaltigkeit ist bei Ihnen also nicht nur ein Schlagwort?
Richtig. Der Großteil unseres Sortiments ist Bio was permanent erweitert wird. Manchmal wird auch komplett nach Biostandards produziert, aber die gegenseitige Anerkennung der Verordnungen wie z.B. im Fall Taiwan und der EU fehlt noch. Auch unsere Versandverpackung haben wir auf Recyclingmaterial umgestellt.
Wir haben auch ein paar Klassiker, die nicht Bio sind – aber da würden die Stammkunden weinen, wenn wir die rausnehmen.
Sie haben YouTube erwähnt – wie kam es zu den ganzen Tee- und Reisevideos?
Das war am Anfang neu für mich, aber wenn man Kinder hat, die als Teenager heranwachsen, guckt man eben auch viel über YouTube. Und unsere Tee-Videos bekommen ein enorm gutes Feedback.
Die Leute haben Lust etwas über Tee zu lernen. Vor allem über die Zubereitung. Das hätte ich nicht gedacht. Z.B. war das Video besonders erfolgreich, in dem ich Tee in einer japanischen Kyusu zubereite und die Vorteile gegenüber einer klassischen Teekanne erläutere.
In diesem Jahr hat das Tee Kontor 40-jähriges Jubiläum – da gibt es bestimmt Besonderheiten?
Ja, wir haben am 01. April schon groß gefeiert, zusammen mit meiner Mutter, die ja auch immer noch bei uns als Minijobberin aktiv im Laden hilft. Zusammen haben wir auch ein Interview auf unserem YouTube Kanal veröffentlicht. Da spricht sie über die letzten 40 Jahre.
Für unsere Kunden bieten wir auch tolle Aktionen in diesem Jubiläumsjahr. Zum Beispiel Ausstellungen im Laden mit besonderer Teekeramik. Die Teekeramik ist ja auch eine Passion von uns, wegen der vielen Möglichkeiten der Teezubereitung. Außerdem haben wir die beliebtesten Teesorten zusammengestellt und daraus die „40 Highlights der letzten 40 Jahre“ gemacht.
Und jetzt kommts: der Tee Kontor hat auch Kaffee!
Ja, das stimmt. Meine Mutter hat das sogar schon begonnen. Seit knapp 25 Jahren arbeitet sie mit der Kaffeerösterei Burg aus Hamburg zusammen. Eine kleine Rösterei in Hamburg-Eppendorf, betrieben von Jens Burg, der nebenbei auch ein großes Kaffeemuseum hat. Das Besondere ist, die Kaffees werden in einem 1 zu 1 Handel gekauft und nicht an der Kaffeebörse. Zudem werden sie langsam, schonend geröstet. Mit sehr alten Maschinen, teils aus den 50ern, die noch von Jens Burgs Vater stammen.
Als wir das Tee Kontor vor 13 Jahren übernahmen, haben wir den Chef persönlich besucht und uns im Bereich Kaffee weitergebildet. So haben wir die Unterschiede in der Röstung mit verschiedenen Bohnen kennengelernt. Das war viel Neuland für mich. Aber es bleibt meine zweite Liebe. Daher bin ich froh, dass es andere Menschen wie Jens Burg gibt, die auf dem Gebiet mit großer Leidenschaft arbeiten. Wir haben an der bestehenden Kaffee Auswahl auch nie etwas geändert. Weil wir rundum zufrieden sind. Ich habe natürlich andere Kaffees probiert, aber nie konnte jemand an diese Qualität herankommen. Ich mag es, wenn die Kaffees wenig Säure haben. Diese Säure ist zwar gerade ein Trend, aber eben nicht mein Geschmack. Daher bleiben wir beim Traditionellen.
Warum machen Sie jetzt gemeinsame Sache mit der coop?
Weil die Werte und die Menschlichkeit zueinander passen. Mich hat überzeugt, dass hier eine Gemeinschaft geschaffen wurde, in der man sich Gedanken darüber macht, wo man einkauft.
Es gibt ein Konzept mit Partnern, die vielleicht nicht immer das günstigste Produkt anbieten, aber dafür besondere Qualitäten. So haben wir die Chance, Menschen anzusprechen, die eben diesen bewussten Konsum schätzen.
Menschen, die vielleicht Stammkunden werden, denn die meisten, die bei uns einkaufen, tun das immer wieder. Daher brauchen wir auch kaum Werbung machen, noch nicht mal für unseren Onlineshop. Trotzdem landen wir in den Suchmaschinen recht weit oben, weil jeden Tag auf unserer Website etwas passiert. Wir laden neue Produkte ins Sortiment oder schreiben unsere Texte neu, beispielsweise zu aktuellen Tee-Rezepten.
Ich denke diese Kombination aus transparenter Information und Qualität, ist etwas, auf das auch die cooptimisten Wert legen.